Traditionen unserer heidnischen Vorfahren – Jahreskreis und Lebenskreis

Die Sitten und Gebräuche unserer heidnischen Vorfahren und ihrer Naturreligion

Eine sehr junge Eiche an einem sonnigen Tag

Es findet sich im folgenden eine Zusammenfassung verschiedener altnordischer Traditionen, die hinsichtlich Zeit und Ort eine Mischung verschiedener Traditionen und oft auch verschiedener Zeiten sind.

Index

Der Artikel gliedert sich in vier Abschnitte:

Gesamtlesedauer: 20 Minuten

Kurze Einführung: Heidnische Naturreligion und Traditionen

Zuerst sollte man sich klar darüber werden, dass es nicht die heidnische Naturreligion oder Tradition gibt und wohl auch nicht gab, denn die Religionen waren von Volk zu Volk oder Stamm zu Stamm durchaus verschieden und so auch mit den Bräuchen. Hinzu kommt, dass das, was uns überliefert wurde, wirklich sehr bruchstückhaft ist, insbesondere wenn es um Details geht. Alles was also heute dazu gefunden werden kann ist mehr oder weniger ein Mix aus Überresten der Traditionen keltischer, germanischer oder anderer europäischer Völker, ein Mix, der zudem oftmals bereits einen gewissen neuzeitlichen Einfluss hat oder der gänzlich der späteren Fantasie zuzurechnen ist.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die schönste Besonderheit der Spiritualität unserer Vorfahren die Tatsache war, dass sie eine Naturreligion lebten und die Natur in ihrer Gesamtheit als Ausdruck ihrer Götter betrachteten (Pantheismus). Und sie hatten viele Götter, wie fast jede Religion, denn der Monotheismus ist in dieser Hinsicht eine der jüngsten Erscheinungen und was die Gesamtzahl der Religionen angeht, eine verschwindend geringe.

Unsere Vorfahren dachten zyklisch, erkannten sie doch in der Natur das beständige Entstehen, Werden und Vergehen. Und so fanden ihre Traditionen in zwei Kreisen Ausdruck, da der Kreis ein schönes Bild für einen Zyklus ist, wenn man ihn als Zeitgerade sieht, die sich selbst schließt und somit einen Kreis oder Zyklus bildet. Diese zwei Kreise waren der Lebenskreis und der Jahreskreis. Und diese traditionellen Feste beziehen sich immer auf Feierlichkeiten in der Gemeinschaft, früher der Dorf- bzw. Sippengemeinschaft und sind daher auch darauf ausgerichtet. Im weiteren soll es um eine kurze Beschreibung der einzelnen Stationen des Jahres- und Lebenskreis unserer Vorfahren gehen, d. h. wie diese gefeiert wurden.

Was nun die Grundeinstellung der heidnischen Vorfahren anging, also deren Werte, lässt sich bei verschiedenen auch historischen Autoren folgendes ermitteln, ohne Garantie der Vollständigkeit:

    • Sie waren durchdrungen vom höchsten Respekt gegenüber der ganzen Natur, war sie ihnen doch Ausdruck des Göttlichen
    • Frieden war ihnen das höchste Gut, keiner kränkte den Anderen, auch nicht, wenn er bspw. den Mörder seines Vaters vor sich sah
    • Geld und Luxus wurden gering geachtet und waren ohne größeren Wert
    • Beim Gastrecht wurde in der Art und Weise der sehr herzlichen Behandlung nicht unterschieden zwischen fremd oder befreundet
    • Man glaubte, etwas heiliges und prophetisches sei in den Frauen, man achtete ihre Ratschläge und verschmähte nicht ihren Bescheid
    • Geschlechtsverkehr vor dem zwanzigsten Lebensjahr war eine große Schande, die wohl nur noch vom Ehebruch übertroffen wurde
    • Das Schicksal wurde als unabwendbar geachtet, man beschwerte sich darüber also nicht
    • Die Sittlichkeit war die höchste Tugend nach dem Mut und der Tapferkeit.

Jakob Grimm schrieb folgendes:

Wir, unserer eigenen Vorzeit fremd geworden, können nur täppisch versuchen, das neue mit dem Alten zu verknüpfen

In diesem Sinne viel Spaß beim lesen und pflegen heidnischer Traditionen.

Heidnische Traditionen und Bräuche: Der Jahreskreis

Unsere heidnischen Vorfahren teilten das Jahr nur in Sommer und Winter ein, wie es heißt. Sie hatten jedoch einige markante Punkte im Jahr, die ausgehend von jährlich wiederkehrenden astronomischen Ereignissen den feierlichen (nordischen) Jahreskreis bildeten, der von allerlei Bräuchen begleitet war.

Die Feste im Jahr wurden immer im Bezug zur Natur gefeiert und standen oft im Zeichen der Sonne (Sonnengott) und der Natur- oder Erdgöttin bzw. mehr theosophisch gesprochen, den Sinnbildern von Vater (Sonne oder Feuer = Geist) und Mutter (Mond oder auch Erde bzw. Wasser = Materie). Es gab acht Feste an der Zahl, die sich über das ganze Jahr erstreckten. Es gibt Sonnenfeste, da sie sich nach der Sonne bzw. den astronomischen Sonnenstand richten und Mondfeste, die vom Zeitpunkt der Sonnenfeste bzw. dem Mond abhängen.

Das Wort BLÓT steht für das altnordische Opfer und leitet sich wohl aus dem Gotischen ab. Das Menschenopfer dargebracht wurden, darf man aber für unwahrscheinlich erachten und ist selbst unter Historikern umstritten.

FRØBLÓT (norwegisch Dísablót) im Januar oder Februar

Findet statt am 1. Vollmond nach dem 1. Neumond nach Ende der 12 Tage des JÓLABLÓT oder Julfestes. Es wird ein Feuer auf einen Berg entzündet, was einem im Jahreskreis noch öfters begegnen wird und zudem wurden mit Stroh ausgestopfte brennenden Holzräder oder -scheiben den Berg hinuntergerollt. Traditionell ging es dabei um die Erweckung der Fruchtbarkeit von Mutter Erde bzw. um das Vertreiben der wachstumsfeindlichen Wintergeister. Dafür wurden wohl auch die Felder mit Fackeln umlaufen. Es wurden aber auch die Disen geehrt, die Schicksalsfrauen der nordischen Mythologie. Mitunter liest man auch von einem zweiten „Disenfest“ später im Jahr und davon, dass zu diesem Fest ersten Fest des Jahres auch die Ahnen geehrt wurden.

VÁRBLÓT zur Frühlingsgleiche (Frühlingsäquinoktium) um den 21. März

Es geht also um den Tag (bzw. die vorhergehende Nacht) der Tag- und Nachtgleiche in der ersten Hälfte des Jahres, die so genannte Frühlingsgleiche, welche meist auf den 20. oder 21. März fällt und heute auch für den Frühlingsanfang steht. An diesem Tag sind Tag und Nacht gleich lang, wobei in dieser Phase des Jahres die Tage länger und die Nächte kürzer werden.

Damals galt dies als Sommeranfang, da man nur in Winter und Sommer unterschied. An diesem Tag wird auch der endgültige Sieg der Sonnengötter über die Winterriesen gefeiert und nach der Erweckung der Mutter Erde durch die Sonne deren Vereinigung, aus der neun Monate später (Julfest) das Kind des neuen Jahres entsteht oder anders gesagt, die Wiedergeburt des Sonnengottes, später dann auch der Geburtstag von Jesus um diese Zeit der Wintersonnenwende.

Man liest oft, dieses Fest sei der Frühlings-Göttin Ostara gewidmet, was sehr umstritten ist, da die (isländische, wenn ich mich recht erinnere) Göttin Eostrae, zu Ostara wurde, da sie von den Gebrüder Grimm in ihrem Werk „Deutsche Mythologie“ (1835) vom angelsächsischen Monatsnamen Eosturmonath mittels des althochdeutschen Monatsnamen Ostarmanoth philologisch abgeleitet wurde, jedoch ohne weitere historische Belege für diese Annahme.

Wie dem auch sei, in dieser Nacht schöpften Jungfrauen vor Sonnenaufgang Wasser aus Quellen, welches als Heilwasser das ganze Jahr über aufbewahrt wurde und bspw. bei der heidnischen Wassertaufe zum Einsatz kam. Man legte dafür Frühlingsblumen oder Kränze an der Quelle oder den Brunnen nieder oder schmückte sie. Zudem versammelten sich am Morgen die Menschen an einen exponierten Ort, um gemeinsam im Osten die Sonne aufgehen zu sehen.

SIGRBLÓT im April oder Mai

Es wird am 2. Neumond nach Ende des VÁRBLÓT gefeiert. Hier sind die Wurzeln norwegisch. Einige feiern dabei die Hochzeit des Sonnengottes mit der Erdgöttin. Aber wenn der Sonnengott nach neun Monaten zum Julfest wiedergeboren wird, dann müsste die Vereinigung bereits im März zum VÁRBLÓT geschehen sein. Es wurde der Maibaum (mehr spätere und deutsche Wurzeln) aufgestellt, eine bis auf die Spitze entästete Birke mit wenigstens einen oft auch drei Kränzen, die auch mit Bändern verziert wurden. Sie wurde bereits am Vortag feierlich eingeholt und aufgestellt. Es ist auch ein Symbol des Weltenbaumes, der eine Vielzahl von Bedeutungen hat und in fast jeder Religion gefunden werden kann.

Zwischen den jungen Burschen fanden zu dieser Zeit Wettkämpfe statt, wobei dem Sieger eine besondere Ehre zuteil wurde (bei den antiken Griechen tat es oft ein Lorbeer-Kranz) und abends wurde zudem auf einem Berg ein Feuer entzündet und man sang und tanzte um das Feuer. Ich meine auch gelesen zu haben, das an einem Fest Bäume geschmückt wurden und das müsste ja, wenn dann dieses oder das zur Frühlingsgleiche gewesen sein.

MIĐSOMMERBLÓT zur Sommersonnenwende im Juni

Die Sonnenwende oder Sommermitte fällt meist auf den 20. oder 21. Juni. Dieser Tag hat die kürzeste Nacht und den längsten Tag und ab diesem Tag werden die Tage wieder kürzer und die Nächte länger.

Gefeiert wurde dieses Fest drei Tage lang (manche sagen, wegen entstehen, werden und vergehen, theosophisch macht eine Dreiheit auch Sinn für Vater, Mutter und Sohn oder Geist, Seele und Gemüt). Es wurde auf einem Platz ein Feuer entzündet oder an einem anderen wichtigen Ort und ein Questenkranz (Weltenkreuz) an einen Baum gegen Osten hin aufgehängt, meist handelte es sich um eine Alte Eiche, die auch Mitsommerbaum genannt wurde.

Außerdem wurden Brunnen und Quellen geschmückt und das traditionelle Mitsommerbad genommen. Ferner fand traditionell das Althing statt, die Haupt- oder Jahresversammlung der freien Männer (die Wurzeln sind hier wohl isländisch). Das Thing war die Volks- und Gerichtsversammlung nach altem germanischen Recht, die mehrmals im Jahr stattfand.

HORMEITIĐBLÓT im Juli oder August

Dies war der traditionelle Beginn der Erntezeit, mitunter auch Leinernte genannt, die mit der Kräuterernte begann und das am 2. Vollmond nach Ende des MIĐSOMMERBLÓT.

HAUSTBLÓT zur Herbstgleiche (Herbstäquinoktium) um den 22. September

Es handelt sich hierbei um die Tag und Nachtgleiche in der zweiten Hälfte des Jahres, die so genannte Herbstsgleiche, welche meist auf den 22. oder 23. September fällt und auch für den Herbstsanfang steht.

An diesem Tag sind Tag und Nacht gleich lang, wobei in dieser Jahreshälfte die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Zugleich galt dieses Fest (oder das nächste) als der Tod des Sonnengottes, der nun sozusagen die Ernte seines Lebens einfuhr. Denn es war traditionell das Erntedankfest und das dauerte, wie das Mitsommerfest, drei Tage. Es wurden Erntekränze aus den letzten Ähren (einige blieben jedoch immer für „die Alte“ stehen, sowie auch immer ein paar letzte Äpfel bspw. für Wotan am Baum blieben etc.) der Felder geflochten, die man sich bis zum nächsten Erntedankfest in die Stube hing.

VETRNÓTTABLÓT im Oktober oder November

Dieses Fest wurde am 2. Neumond nach dem Erntedankfest gefeiert und fällt meist in den Oktober bzw. November. Traditionell wurde das Sommerende bzw. der Winteranfang gefeiert, wie gesagt kannte man nur diese zwei Jahreszeiten. Wieder wurde am Abend auf einem Berg ein Feuer entzündet. Es sei hier am Rande im Zusammenhang mit der Ernte, die schöne Tradition erwähnt, dass immer das Erste an die Ärmsten ging, also bspw. die ersten Äpfel von einem Apfelbaum oder die erste Milch einer Kuh etc. ging immer an die Ärmsten oder die ärmste Familie im Dorf.

JÓLABLÓT Wintersonnenwende um den 21. Dezember

Das Jahr endete mit der Wintersonnenwende am 21. oder 22.12. Dieser Tag hat die längste Nacht und den kürzesten Tag und anschließend werden die Nächte wieder kürzer und die Tage länger.

Das neue Jahr begann erst am 02.01., d. h. 12 Nächte nach dem Zeitpunkt der Wintersonnenwende, genauer also mit der Nacht vom 01. zum 02.01. Der Tag der Wintersonnenwende galt gleichzeitig als Tag der Wiedergeburt des Sonnengottes. Und bei den 12 Nächten handelte es sich um die so genannten 12 Weih- oder Rauhnächte und dies mag evtl. auch mit dem Unterschied zwischen Mond- und Sonnenkalender zu tun haben.

Die gesamte Zeit wird auch Julfest genannt (früheste schriftliche Erwähnung wohl im „Codex Ambrosianus“, einem gotischen Kalenderfragment aus dem 6./7. Jh.) und es ist traditionell die Zeit zwischen den Jahren. Mitunter findet man auch die Bezeichnung Modranecht (angelsächsisch, bei Beda Venerabilis „De Temporum Ratione“ und dort im Kapitel „De mensibus Anglorum“) oder zu deutsch „Mütternacht, also auch ein Zeichen der Frauen- bzw. Mütterverehrung, für die Nacht dieser Sonnenwende.

Es war die einzige Zeit im Jahr, in der (fast) nicht gearbeitet wurde, sondern ganz und gar die Familie im Mittelpunkt stand. Man holte sich zudem ein paar Tannenzweige ins Haus und schmückte Haus und Hof bzw. Stall damit. Während dieser Zeit wurde das Haus und der Stall wohl auch mit getrocknetem Wachholder ausgeräuchert.

Das Mitwinterfeuer wurde vom 01. auf den 02.01. entzündet. Dafür wurde oft ein großer Wurzelstock ins Feuer geschoben bzw. verbrannt. Mit einem brennenden Ast/Stock/Scheit den man am Julfeuer entzündete und von dort mit nach Hause nahm, wurde das eigene (vor der Feier verlöschte) Herdfeuer wieder entzündet: ein heiliger, symbolischer Akt. Denn das niemals verlöschende Feuer war auch das Symbol des (ursprünglich pantheistischen) Gottes: am Himmel die Sonne, für die Familie das Herdfeuer und für uns Menschen - das Herz: Licht, Wärme, Liebe und Leben. Die Asche des Julfeuers war heilig und wurde im Frühjahr auf die Felder ausgebracht, manchmal mit Samen durchsetzt, sicher auch, weil Asche an und für sich ein sehr guter Dünger ist.

Heidnische Traditionen und Bräuche: Der Lebenskreis

Die Geburt, die Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen, die Hochzeit und der Tod waren die Meilensteine des Lebens die traditionell im Lebenskreis zusammengefasst wurden und von allerlei Bräuchen begleitet waren. Die großen Ähnlichkeiten mit kirchlichen Riten gründen darin, dass die Kirche viele (mitteleuropäisch-) heidnische Traditionen modifizert übernahm, weil die Menschen von ihrem Glauben der heidnischen Naturreligion nicht so einfach ablassen wollten.

Wie man wahrnehmen kann, lebt das Heidentum nicht nur noch immer, sondern es erlebt schon seit einiger Zeit geradezu eine Renaissance, wenn auch in zahlreichen verschiedenen Aspekten. Wenn man heute verschiedene Bräuche rekonstruieren will, ist man auf relativ wenige Quellen verschiedener Völker angewiesen und deren bruchstückhafte Überlieferungen und mitunter auch deren bereits modernere Interpretation.

Geburt (Ausa vatni oder Wasserweihe)

Entbunden wurde zu Hause mit „Hebammen“, die sich damals aus erfahrener weiblicher nachbarschaftlicher Hilfe (die Sippe, damals mehr oder weniger gleichbedeutend mit dem heutigen Dorf) zusammensetzte. Neben der Geburt selbst war die Wasserweihe oder Namensgebung der eigentlich wichtige Wegpunkt, denn am zehnten Tag nach der Geburt wurde dem neugeborenen Kind sein Name gegeben. Dabei waren mindestens zwei Zeugen zugegen und es lief wohl in etwa wie folgt ab:

Zuerst hielt man gemeinsam eine Andacht ab, vielleicht in Form einer Danksagung und dann wurde das Kind von der Mutter auf die Erde gelegt und vom Vater auf und in die Luft gehoben, was als Zeichen dafür galt, dass er das Kind an und in die Familie aufnahm. Denn es bestand auch das Recht, das Kind nicht anzunehmen, bspw., wenn es schwächlich oder behindert war. Um es nicht töten zu müssen, setzte man solche Kinder meist aus. Nicht alles ist also nachahmenswert, wie man sieht. Andererseits heißt es auch, sobald ein Tropfen Milch über die Lippen des Kindes kam, war zumindest sein Leben in dieser Hinsicht gesichert.

Nachdem der Vater also das Kind in die Luft erhob, setzte er es auf seine Knie. Dann wurde es mit heiligem Wasser besprenkelt, welches in der Nacht der Frühlingsgleiche, welche heute den Frühlingsbeginn markiert, in der Natur an Quellen oder Bächen geschöpft wurde. Anschließend wurde der Spruch der Namensgebung gesprochen, d. h. „Ich gebe Dir den Namen...“ bspw. Teutobald (der Kühne aus dem Volke) oder Godelind (die unter dem Schutz der Götter stehende) und dann gab der Vater das Kind der am Ofen/Feuer sitzenden Frau.

Ein eher weniger heidnischer (also späterer) Brauch, aber dennoch schön, war der eines Geburtsbaumes, meist für Knaben Äpfel- und für Mädchen Nuss- bzw. Birnbäume. Es soll wohl öfters vorgekommen sein, dass so ein Baum, wenn der zugehörige Mensch bspw. fernab in einer Schlacht starb, auch einging. Der Pflanzzeitpunkt war der Geburtstag oder der Tag der Namensgebung. Zudem diente die ersten sechs Wochen das Badewasser des Kindes dem Geburtsbaum als Nahrung. Darüber hinaus gab es auch einen Familienbaum, der auch Platz der gemeinschaftlichen Abendandacht war und einen Dorfbaum (Sippenbaum), meist eine Linde.

Die Kinder wuchsen in der Regel mehr oder weniger nackt (und barfuß) auf und der alljährliche Geburtstag (Faedingardagr) galt vor allem dem Dank für das abgelaufene Jahr.

Einweihung (Innvigsla)

Mit sieben Jahren, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ggf. auch früher, ging im Altertum der Knabe über von der Mutter zum Vater, d. h. es begann der erste Unterricht, wenn man so will. Vieles was man wusste, wusste man vom Vater, als Junge, bei den Mädchen, war es vielmehr die Mutter. So war es lange auch mit den Berufen, d. h. der Sohn des Schmiedes wurde Schmied, im übrigen durch Jahrhunderte einer der geachtetsten Berufe und wer die Wichtigkeit von Werkzeugen und (damals leider auch) Waffen erkennt bzw. die harte Knochenarbeit, die dahinter steht, weiß auch, warum dies so war. Als Erwachsen galt man aber erst nach der Einweihung, die im 21. Lebensjahr stattfand, die Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen.

Ab diesen Zeitpunkt durften sich die Jünglinge auch einen Bart wachsen lassen, denn nun sind sie zu Männern geworden und sie erhielten ihre Waffen, also bspw. bei den Sachsen Schild und Kurzschwert, die Sax, nach der sie angeblich auch ihren Namen erhielten. Die Lakedaimonier (Spartaner) hatten ähnliche Kurzschwerter und wenn man sie fragte, warum sie ein so kurzes Schwert haben, antworteten sie, damit sie näher am Feind sind, so in etwa. Lykurgs Gesetzgebung und die Spartaner ist kein uninteressantes Thema, einfach hatten die es nicht, aber von ihrem Ruhm spricht man noch heute. Sie verzichteten bspw. (nach Plutarch) auf Stadtmauern, weil sie das für „weibisch“ und feige hielten. Aber bleiben wir beim Thema.

Verlobung (Trúlofun)

Richtige Männer waren sie aber erst, nachdem sie eine Familie gründeten. Vor dem 20. Lebensjahr fand zwischen den Geschlechtern kein „Umgang“ statt, so etwas wurde als eine große Schande gewertet.

Zur Verlobung (auch hier ein sichtbar späterer Brauch) handelte der Anwärter mit dem Brautvater die Mitgift aus, die (ungewöhnlich, aber so war es) vom Ehemann eingebracht wurde. Das aber nicht zum Schmucke der Frau, sondern diese Mitgift sollte nützlich sein. Und was die Frau als Mitgift empfing, sollte sie würdig und heil ihren Söhnen hinterlassen, dass sie es so wiederum an die Schwiegertöchter und diese weiter an ihre Kinder geben etc. Waren sich Vater und Anwärter einig und nahm die Jungfrau ein vom Zukünftigen überreichtes Tuch an, so stimmte sie zu. Nun wurde mit einem Handschlag zwischen Vater und zukünftigen Schwiegersohn die Verlobung besiegelt und er durfte die Jungfrau küssen.

Hochzeit (Brullaup)

Bei Hochzeit liegt die Betonung auf hoch, denn es war die Hoch-Zeit oder der Höhepunkt des Lebens. Am Tag der Hochzeit zog die Frau beim Manne ein. Sie fuhr mit ihrer Familie, ihrem Hab und Gut und ihrem Anhang auf einem Wagen zum Haus des Mannes. Dort angekommen, küsste die sie Schwelle und der Mann trugt sie darüber ins Haus. Das Haus war geschmückt bspw. mit Wachholder und die Brautleute saßen auf der Brautbank.

Der Vater der Braut führt die Hochzeits-Zeremonie mindestens im Beisein von zwei Brautzeugen durch. Die Zeremonie war in etwa wie folgt:

Zuerst musste dem Rechtsbrauch folge geleistet werden, zu fragen, ob jemand Einwände gegen die Verbindung hat. Dann wurde die Brautweihe vollzogen, in dem man wiederum mit dem heiligen Wasser, welches zur Frühlingsgleiche gesammelt wurde, die Braut geweiht oder besprenkelt wurde. Anschließend wurde das Treuegelöbnis vollzogen, d. h. der linke Arm und das linke Bein der Frau wurden mit dem rechten Arm und dem rechten Bein des Mannes mit Getreideähren verbunden. Dann gaben sich beide gegenseitig das Treueversprechen. Wurde es gebrochen, wurde man mit Schimpf und Schande aus dem Dorf gejagt und damit aus der Sippe verstoßen und ohne Familie in diesen Zeiten, war das Leben nicht wirklich ein Leben. Zumal man bei anderen Sippen nicht so einfach Unterschlupf erhielt, da man ja nur ein Ausgestoßener sein konnte.

Der Brautvater fragte, ob sie ihn und er sie zu Frau bzw. Mann nehmen möchte und beide gaben sich also so das Ja-Wort. Dann legt die Braut ihre Hand in die des Bräutigams und der der Tausch der Ringe folgte. Der Mann steckt ihn der Frau an und sagt: „hiermit nehme ich dich zu meiner Frau“ und sie steckt daraufhin ihn den Ring an und lässt verlauten: „hiermit nehme ich dich zu meinem Mann“, so oder so ähnlich war es.

Anschließend wurde vom Vater die Weihzeremonie vollzogen, während der der Vater den Hammer hob, einen Weihe oder Segnung sprach und dann mit dem Hammer auf den Tisch schlug, wohl zur Besiegelung dessen. Dem Paar wurde daraufhin ein Trinkhorn gereicht, welches sie leeren mussten und erst danach wurden die Fesseln gelöst

Es folgte sodann die Hausübergabe (Húsvidtaka) an die Braut:

Der Vater des Bräutigams gab der Braut den Besen in die Hand und die Braut fegte symbolisch ein wenig, d. h. er übergab ihr symbolisch das Haus, dann nahm die Mutter des Bräutigams sie bei der Hand und führte sie um den Herd, d. h. sie übergab ihr den Herd und auch den Schlüssel zum Haus und alles in Allen übergaben ihr die Schwiegerelten also Haus und Herd. Es fand nun das Hochzeitsmahl statt und die Brautleute tanzen zudem einen Ehrentanz.

Später am Abend wurde die Braut von den Jungfrauen nach draußen geholt und sie setzte nun derjenigen, die nach Meinung der Braut als nächstes heiraten wird, den Brautkranz auf. Der Brautkranz war ein Blumenkranz, der das Haupt der Jungfrau zur Hochzeit schmückte. Es folgte auch eine feierliche Bettbesteigung, d. h. die Brautleute bestiegen bei Licht und mindestens vor den beiden Brautzeugen das Bett, legen sich unter die Decke und küssten sich und damit war die Ehe symbolisch und rechtlich vollzogen.

Am Morgen nach der Hochzeitsnacht erhielt die Braut vom Bräutigam ein Geschenk, genannt die Morgengabe.

Die Scheidung (Hjónaskilnadr), auch das soll es gegeben haben, konnte jederzeit bei Vorlage eines besonderen Grundes vor zwei Zeugen (am Bettpfosten und am Türpfosten) von der Frau oder dem Manne ausgesprochen werden. Im Zweifel, ob der Grund für eine Scheidung hinreichend ist, entschied der Dorfälteste. Der Besitz wurde sodann möglichst gerecht geteilt.

Beerdigung (Greftrun)

Das geht hier alles sehr schnell. Nach der Hochzeit fügen sich noch viele Geburten und ein glückliches und langes gemeinsames Leben ein, aber auch das Schönste geht einmal zu Ende und auch wenn für tugendhafte Menschen der irdische Tod „nur“ die Geburt in das geistige Leben ist, so steht doch die Trauer im Mittelpunkt, die Trauer, um einen geliebten Menschen, der uns verlassen hat und den man erst nach dem eigenen körperlichen Ableben „auf der anderen Seite“ wiedersehen wird, so wie es ja auch weltweit bei Nahtoderfahrungen berichtet wird.

Dem Toten wurden die Augen und der Mund geschlossen, was der Älteste im Haus tat. Zudem wurden die Fenster geöffnet, um der Seele ein leichtes entschwinden in die himmlischen Gefilde zu ermöglichen. Der Tod musste nicht nur den Nachbarn, sondern wohl auch dem Familienbaum angesagt werden (so ziemlich alles musste den Nachbarn angesagt werden, was aus der Tatsache herstammte, dass es Zeiten gab, wo das Dorf einfach die erweiterte Familie oder Sippe war, d. h. alle Dorfbewohner leiteten sich letztlich oder besser erstlich von einem gemeinsamen Vorfahren ab).

Er wurde zurechtgemacht, d.h. vollständig angezogen (bei den Griechen auch mit Blumenkranz für den Kopf) und für mindestens drei Tage aufgebahrt. Während dieser Zeit wurden Feierlichkeiten zu Ehren des Toten abgehalten, während der man bspw. seine Taten besang. Erst nach dem abschließenden Totenfeuer oder Leichenbrand, fand das eigentliche Totenmahl bzw. die Erbergreifung begleitet vom Erbtrunk statt (bei den antiken Griechen erst am 30. Tag, der zugleich auch das Ende der Trauerzeit markierte). Und es sei angemerkt, dass es nicht wie heute normal, sondern undenkbar war, wenn ein Fremder, d. h. ein Nicht-Familienmitglied, die Totenrede gehalten hätte.

Die offene Trauer stand den Frauen, wie man sagte, den Männern aber: stilles Gedenken. In einigen Kulturen war für bestimmte Grade der Verwandtschaft eine bestimmte Zeit der Trauer festgelegt. Was nun noch blieb, war neben der Vorfreude auf ein Wiedersehen, der Nachrum für den Toten und die traditionelle Ahnenverehrung. Man erzählte sich seine Geschichten, kühnen Taten und Ansichten im Rahmen der Familientraditionen am Feuer den Kindern oder Enkeln, auf das sie es einst an ihre Kinder bzw. Enkel weitergeben.

Datum und Zeitpunkt der Sonnenwenden in der Zukunft bis 2027

Nachfolgendes gilt für die Nordhalbkugel, Sommersonnenwende nach mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) und Wintersonnewende nach mitteleuropäischer Normalzeit (MEZ)

Sommersonnenwende

2023 | 21. Juni | 16:58 Uhr
2024 | 20. Juni | 22:51 Uhr
2025 | 21. Juni | 04:42 Uhr
2026 | 21. Juni | 10:24 Uhr
2027 | 21. Juni | 16:11 Uhr

Wintersonnewende

2023 | 22. Dezember | 04:27 Uhr
2024 | 21. Dezember | 10:20 Uhr
2025 | 21. Dezember | 16:03 Uhr
2026 | 21. Dezember | 21:50 Uhr
2027 | 22. Dezember | 03:42 Uhr

∼ ⋅ Ende ⋅ ∼

Weitere interessante ergänzende Artikel

nicht theosophisch, aber dennoch nicht uninteressant

Heidnische Tradtionen

Der Jahreskreis und der Lebenskreis unserer Vorfahren

Familie im Wandel

Wandel des Familenverständnis von der Antike bis zur Postmoderne

Philosophie des Glücks

Wissenschaftiche Antworten auf die Frage, was uns wirklich glücklich macht

Vernunft und Tugenden

Übersicht zur Charakter-Veredelung

Gesunde Ernährung

Methusalem-Ernährung & mehr

Tipps für den Weg

Bücher, die man kennen sollte

Internationaler Theosophie-Newsletter

Seit 2014 Theosophie-News aus aller Welt 4 x im Jahr per E-Mail:

Theosophy.news